Nach vier Jahren im Senat muss ich feststellen, dass ich den Umgang mit den Medien noch nicht gelernt habe. Und dafür übernehme ich auch die Verantwortung. Gestern (29. Mai 2017) habe ich im Tageszeitung-Interview mehrfach betont, dass ich den Konvent nicht als gescheitertes Experiment empfinde, ganz im Gegenteil. Die Titelgeschichte (30. Mai 2017) lautete dann allerdings „Dieser Konvent ist gescheitert“. Darüber war ich verwundert, auch wenn im Interview meine nuancierten Gedanken schon besser wiedergegeben wurden.
In letzter Zeit stellen viele Medienberichte den Autonomiekonvent als gescheitert dar. Dabei wird oft nicht differenziert. Ich möchte unterstreichen, dass die angewandte Methodik gut funktioniert hat. Der Konvent hat uns einen Spiegel der Südtiroler Gesellschaft vorgehalten und dabei auch deren Grenzen aufgezeigt: mangelnder Rückhalt und Mut seitens der Regierungsparteien, ein Übergewicht der „patriotischen“ Themen, wenig Lust – vor allem bei der italienischsprachigen Bevölkerung – sich einzubringen und vor allem ein fehlendes Bewusstsein dafür, dass ein veraltetes Autonomiestatut in Zukunft negative Auswirkungen auf Südtirol haben könnte.
Scheinbar ist es für viele Teilnehmer und Beobachter leichter, den Autonomiekonvent als Sündenbock darzustellen, anstatt dass wir uns als Gesellschaft schmerzhafte Fragen stellen.
Aber ja, komplexe Themen sind in der Politik wenig beliebt, da nicht so leicht vermittelbar. Da bleibt auch die Unterscheidung zwischen Methode und Inhalt auf der Strecke. Als ich sagte, dass meiner Meinung nach im Autonomiekonvent symbolische Themen wie Kruzifix, Präambel und Sezession zu viel Aufmerksamkeit bekommen haben und die echten Prioritäten wie Kompetenzverteilung und institutionelle Organisation unterschätzt wurden, heißt es bei weitem nicht, dass der Autonomiekonvent als Ideenschmiede versagt hat. Ganz im Gegenteil. Wir sollten die Ergebnisse des Konvents abwarten. Es gibt sicher auch bei vielen Themen einen Konsens. Nicht bei allen, aber in einer so heterogenen Gesellschaft wie Südtirol war das vorhersehbar und ist auch richtig so. Ich wünsche uns die Weitsicht, diese ohne Polemik anzuerkennen und zu bewerten. Weil wir sollten uns als Südtiroler Gesellschaft die Frage stellen, ob wir es uns leisten können, das Autonomiestatut nicht zu modernisieren. Darin liegt nämlich mein Bedenken für die Zukunft.
Francesco Palermo